Brautly meets Brautkleid Designerin Anne Wolf auf Mallorca
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Aufgefallen ist mir Anne Wolf in der TV-Sendung „Tüll und Tränen“ - ein Brautmodemagazin das Bräute bei ihrer Auswahl der Hochzeitskleider bei verschiedenen Brautausstattern begleitet. Anne Wolf stach heraus, da sie selbst Braut- und Abendkleider entwirft. Die gebürtige Berlinerin lebt und arbeitet auf Mallorca. Ich habe sie auf Ihrer Finca besucht und durfte einen Blick in ihr Atelier werfen. Es hingen Träume von Brautkleidern darin, einfach wunderschön.
Warum bist Du als Designerin auf Mallorca gelandet?
Anne Wolf: „Weil ich eigentlich Berlinerin bin und da weg wollte. Ich mache seit 20 Jahren Brautkleider und lebte nur in Großstädten. Ich war in Paris und nach dem Studium in New York. Berlin ist sehr gewachsen, voller und lauter geworden. Wir waren während der Elternzeit schon mal drei Monate hier auf Mallorca. Ich musste in Berlin aus meinem Atelier raus, ich wollte mehr Sonne und gutes Licht, um Fotos von meinen Kleidern und Stoffen zu machen. In Berlin war das oft schwierig. Es waren viele kleine Dinge, die zusammen kamen. Dann der Gedanke - man lebt nur einmal, das war der Anstoß Berlin zu verlassen. Wir sind dann für ein Schuljahr nach Mallorca und sind jetzt zwei Jahre hier.“
Wieso hast Du Dich auf Braut- und Abendkleider konzentriert?
Anne Wolf: „Das hat sich ergeben. Ich habe Modedesign in Berlin studiert. Nach dem Studium war ich in New York für ein Praktikum und habe dort für Designer gearbeitet. Schon während des Studiums hatte ich der Modebranche gegenüber eine Skepsis entwickelt und die hat sich in New York verstärkt: Wo werden die Sachen produziert? Unter welchen Bedingungen? Dann werden sie in großen Stückzahlen produziert und verkauft und wenn was übrigbleibt, werden sie verschrottet. Wie wird mit den Näherinnen umgegangen? Wie mit den Models? Das konnte ich mit meinen Werten nicht vereinbaren und da will ich nicht mitspielen. In New York bin ich durch Zufall an eine Griechin geraten, die das Ladenlokal ihres Mannes übernommen hatte und dort hat sie sich selbständig gemacht. Indem sie Schnitte von Brautkleidern hat machen lassen, sie selbst hatte keine Ausbildung im Bereich Bekleidung und hatte dort 3 sehr gute spanische Näherinnen. Mich hatte jemand gefragt, ob ich ihr zwischendurch helfen könnte. Ja, klar jeder Dollar ist willkommen. Es war pures Chaos dort, sie haben ihre Sandwiches mit dem Bügeleisen warm gemacht und die Chefin ist mit der Kippe durch den Laden gestiefelt. Sie hat mit einer riesigen Schere die Säume aufgemacht und wir haben alle die Luft angehalten. Da war ich 24 Jahre und saß mittendrin und habe niemanden verstanden und mit großen Augen dagesessen. Und ich war fasziniert, wenn die Frauen reinkamen und die Kleider anprobierten und so lange daran gearbeitet wurde, bis sie perfekt waren. Ich habe während meines Studiums auch einige Brautkleider für Freundinnen gemacht, aber da war mir nicht klar, dass das ein Job ist. Kleider entwerfen und herstellen macht mir am meisten Spaß, obwohl ich selbst selten welche trage.“
Wer ein Brautkleid von Dir möchte, was muss die Person mitbringen?
Anne Wolf: „Sie bringen Zeit und Geld mit und viel Vorfreude. Ich mache Kleider für Frauen hier auf der Insel, aber auch für Frauen, die hier Urlaub machen und sich von mir ein Kleid machen lassen. Ich habe Bräute die arbeiten remote und kommen parallel zu den Anproben und welche haben hier ihren Zweitwohnsitz. Es finden sich immer Wege, wenn man das will. Ich hatte auch in Berlin oft Bräute, die extra zu mir nach Berlin gekommen sind.“
Wie oft muss die Braut kommen?
Anne Wolf: „Einmal, um rauszufinden, was soll es sein? In dem Beratungstermin von etwa 2 Stunden geht es darum welcher Schnitt steht der Braut am besten, welche Materialen wir nehmen und auch die Masse werden genommen. Die Anzahl der Anproben ist abhängig von der Aufwendigkeit des Kleides. Meist folgen 4 Anproben, obwohl man diese auch am Stück legen kann.“
Wieviel Zeit im Vorfeld muss sich die Braut bei Dir melden?
Anne Wolf: „Es ist unterschiedlich. Manche buchen ein Jahr vorher, manche einen Monat. Gut ist, wenn man ein halbes Jahr vorher sich meldet.“
Wie lange dauert ein Design und ein Kleid von Dir?
Anne Wolf: „Je nach Aufwand zwischen 3 bis 6 Tage.“
Welche Kundinnen kommen zu Dir?
Anne Wolf: „Es kommen Frauen zu mir, die sich ein besonderes Kleid wünschen, Lust haben auf eine individuelle Anfertigung oder im klassischen Brautladen nicht fündig geworden sind. Die meisten meiner Bräute haben ein Budget von 2.500 - 6.000 €. Beim finalen Preis kommt es auf das Material und die Arbeitszeit an. Ich bin flexibel und bespreche es offen. Es hatte sich eine Braut mal in ein Kleid aus einer Spitze mit Totenkopf drauf verliebt. Und das kostete 3.500 € und das konnte sie sich nicht leisten. Daraufhin habe ich ihr ein Oberteil mit der Spitze gemacht. Es ist manchmal besser ein besonderes Piece zu nehmen bzw. sich anfertigen zu lassen für 1000 € und den Rock dann günstig oder als Second Hand zu kaufen. Einen schlichten Rock findet sie auch woanders, aber so ein spezielles Oberteil bekommst Du nicht von der Stange.“
Hast Du nur deutsche Kundinnen?
Anne Wolf: „Hauptsächlich. Für spanische Kundinnen bin ich noch zu kurz hier auf Mallorca. Ich hoffe, dass sich das noch ändert. In Berlin hatte ich auch internationale Kundinnen.“
Welchen Stil vertrittst Du?
Anne Wolf: „Mir macht es Spaß mich auf die Braut einzustellen. Das ist für mich die Herausforderung. Ich bin weniger diejenige, die sagt, das ist mein Design friss oder stirb. Ich habe viele Ideen und die setze ich um. Das sind meine Musterkleider. Mir macht es Freude die Braut oder Frau kennenzulernen und zu sehen, was braucht sie. Damit es ihr steht, sie sich schön findet und sie sich gut fühlt. Da gibt es eine große Range. Letztens hatte ich eine Braut, die wollte Prinzessin sein und das ist bei mir dann nicht ganz so verspielt. Ich entwerfe gerne klassisch modern mit einem Augenzwinkern. Aber nicht klassisch im Sinne von Standard, sondern eher von langlebig. Was Du Dir in 10 Jahren anschaust und schön findest. Ein Klassiker, ist ein Anspruch.“
Welche Trends siehst Du bei Brautkleidern? Folgst Du Trends? Oder setzt Du Trends?
Anne Wolf: „Natürlich beobachte ich Trends. Es sind meist Designer / kleinere Labels die Trends setzen und das schwappt dann über auf die großen Brands. Zurzeit sieht man viel Transparenz. Was mich freut, dass es vielseitiger wird. Die Vielseitigkeit bei kleinen Labels gefällt mir, wenn sie sich immer mehr spezialisieren, zum Beispiel in Richtung Lingerie Look oder Dirndl, Red Carpet oder avantgardistisch. Als ich angefangen haben, waren alle ziemlich ähnlich. Die letzten Jahre hat das Thema Spitze immer mehr zugenommen und sich entwickelt. Aktuell sieht man wieder mehr Kleider die ruhiger und schlichter sind, das gefällt mir und liegt mir. Die wahre Kunst liegt darin, dass ein Kleid eine schlichte Eleganz besitzt und eine gewisse Ruhe ausstrahlt. Genau das macht für mich seine Schönheit aus.“
Wie hat sich Dein Stil entwickelt?
Anne Wolf: „Ich hatte von Anfang an Kleider mit reduzierteren und klareren Formen. Ich übersetze gerne. Ich sehe Sachen und adaptiere sie auf Braut. Zum Beispiel habe ich eine Spitze mit Totenkopf gesehen in schwarz und habe sie dann in weiß produzieren lassen. Es gibt ja auch viele tätowierte Frauen, warum also nicht ein Brautkleid mit Totenkopf. Brautbikinis oder Brautbadeanzüge oder ein großes Sweatshirt Kleid in weiß mit einer Satinschleife. Es geht mir darum, Dinge, die mich ansprechen, in die Welt der Brautmode zu bringen. Das habe ich schon immer gerne gemacht. Man ist zudem geprägt durch sein Umfeld und hier auf Mallorca ist alles luftiger und entspannter“
Was gibst Du Bräuten gerne mit auf den Weg?
Anne Wolf: „Das ist ihr Tag. Egal was die anderen erwarten, ihr zu zweit könnt entscheiden. Und wenn sie im Jogginganzug gehen will, dann soll sie im Jogginganzug gehen und wenn sie eine Prinzessin auf einem Schloss sein will, dann soll sie Prinzessin auf dem Schloss sein. Es geht darum, dass sie sich feiern. Da hat keiner reinzureden oder Entscheidungen zu treffen. Es ist die Entscheidung der beiden.“
Liebe Anne, vielen lieben Dank für das Gespräch.
Credits:
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Headerbild: Soul Vista Photography