Brautly meets Lovebirds - Hochzeitsplanerinnen auf Mallorca
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Mitten in Peguera, eine halbe Stunde Autofahrt von Palma de Mallorca entfernt, haben die Lovebirds: Sandra und Vanessa ihren Sitz. In ihrem stylisch, schlichten Ladenlokal empfangen mich die beiden deutschen Hochzeitsplanerinnen. So viel Klarheit wie ihr Geschäft in freundlichem rosa, gelb, orange ausstrahlt mit einer gemütlichen Korb Ecke für intensive Gespräche, so klar sind die beiden auch in ihrem Tun. 2020 haben die beiden als Hochzeitsplanerinnen auf der Insel Mallorca angefangen. Ich erwische sie zwischen zwei großen Hochzeiten, ganz entspannt nehmen sie sich die Zeit für das Interview - von Stress keine Spur. Ich merke gleich: hier habe ich es mit Profis zu tun.
Warum seid Ihr auf Mallorca gelandet?
Vanessa Vinson: „Wir haben uns vor über 10 Jahren kennengelernt bei unserem alten Arbeitgeber für Golfreisen im Luxussegment. Das Business war so aufgebaut, dass wir erfolgsorientiert gearbeitet haben. 12 Mädels mussten super viel Umsatz im Monat machen. Sandra und ich haben uns immer gepusht und damals hat es gut gematcht. Wir können in Stresssituationen supergut zusammen arbeiten.
Sandra Scheack: „Über 5 Jahre haben wir dort gearbeitet.“
Vanessa Vinson: „Wir wussten schon da, dass es menschlich gut passt und wir auch zusammenarbeiten können. Ich glaube selbständig hätten wir uns nicht einfach mit einer Freundin gemacht, wenn wir nicht von uns gewusst hätten, dass es in Stresssituationen gut funktioniert. Wir waren irgendwann nur noch Zahlen für unseren damaligen Chef und wurden über die Umsätze definiert. Das war der Punkt, wo wir beide gesagt haben: ‚wir können so viel mehr aus unserem Leben machen.‘ Wir sind beide aus dem Eventbereich und ich bin nach Mallorca gekommen wegen eines Praktikums bei einer Hochzeitsplanerin. Uns beiden war klar, dass es in die Richtung geht.“
Sandra Scheack: „Wir haben uns gefragt: ‚was können wir gut?‘ Wir können gut mit Menschen, wir sprechen die Sprache fließend, wir kennen die Insel in- und auswendig, wir können sowieso gut miteinander arbeiten und haben Eventmanagement studiert, lass uns doch Hochzeiten machen. Und dann ging alles ganz schnell. Dann kam Corona dazwischen. Lovebirds ist mit Corona entstanden. Wir haben uns gesagt: ‚wir hören nicht auf, wir bleiben dran!‘ Die Coronazeit haben wir genutzt, um freie Projekte zu machen, wie Fotoshootings. Wir haben direkt das Glück gehabt mit sehr guten Fotografen und Modedesignern zusammen zu kommen, wie „Rue de Saint“ und „Milanova“ sowie mit weltweitbekannten Fotografen „Chris & Ruth“.
Wie seid Ihr auf den schönen Firmennamen gekommen?
Sandra Scheack: „Das war mein Mann Gregor, der hat Lovebirds vorgeschlagen. Der hat das aus Spaß gesagt: ‚Nennt Euch doch die Liebesvögel, die Lovebirds!‘ Ich muss dazu sagen, dass Vanessa und ich schnell mit unseren Entscheidungen sind. Wir beide hassen es zu lange zu diskutieren und abzuwägen. Entweder wir finden etwas gut oder nicht. Was dazwischen gibt es bei uns nicht. Wir hatten auch nie andere Namen in Erwägung gezogen. Es war Lovebirds! Jetzt ist es Teil von uns. Den Namen würden wir auch nie ändern. Wir sind Lovebirds, es klingt freundlich und wir machen ja auch alles für Lovebirds.“
Wie viele Hochzeiten plant Ihr im Jahr?
Sandra Scheack: „Wir hatten dieses Jahr 18 Hochzeiten und nächstes Jahr haben wir uns den Stopp bei 14 gesetzt. Es hat sich verändert, weil zu Anfang hatten wir viele kleinere Hochzeiten. Wir haben festgestellt, dass sich die Hochzeiten hinsichtlich der Anzahl der Gäste und auch vom Planungsaufwand selbst verändert haben. Nun sind es meist Hochzeiten mit 100 bis 200 Gästen. Viele Paare planen ein Get Together am Vortag und einige auch eine After Wedding Party am Folgetag. Hinzu kommt, dass wir in sehr engem Austausch mit den Paaren stehen. Um weiterhin qualitativ hochwertige Hochzeiten zu organisieren haben wir uns deshalb für kommendes Jahr ein Limit von 14 Hochzeiten gesetzt.“
Was gehört alles dazu? Ich habe gesehen, dass Ihr viel mehr Leistungen anbietet als Hochzeitsplaner beispielsweise in Deutschland.
Vanessa Vinson: „Das ist hauptsächlich das Thema Kommunikation, weil die meisten Paare aus Deutschland, England und zunehmend aus Amerika sind. Die meisten Dienstleister auf Mallorca sprechen spanisch, dadurch sind wir mit den Dienstleistern in Kontakt und das Sprachrohr für die Paare.“
Sandra Scheack: „Wir sind aber auch offen gegenüber neuen Partnern aus Deutschland. Wenn das Paar einen Trauredner aus Deutschland möchte oder einen DJ mitbringt, helfen wir den Dienstleistern auch. Das Einzige, was wir nicht übernehmen, ist die Papeterie, das hat den Hintergrund, dass die Geschmäcker zu verschieden sind. Wir haben Partner in dem Bereich, die wir gerne an die Paare weiterleiten. Das ist das Einzige, was unsere Paare selber machen.“
Vanessa Vinson: „Ansonsten nehmen wir die Paare an die Hand und machen alles Schritt für Schritt.“
Wer sind Eure Kunden - mehr Deutsche oder auch Majorkiner?
Vanessa Vinson: „Die Masse kommt aus Deutschland und zunehmend aus England und Amerika. Das liegt an der direkten Flugverbindung Palma - New York. Wir bekommen zunehmend viele Anfragen aus den USA.“
Gibt es da Unterschiede bei den Hochzeiten?
Sandra Scheack: „Ich finde es gibt Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen. Im Ablauf ist es ähnlich, es beginnt mit Welcome, Zeremonie, Aperitif, Dinner. Aber die Amerikaner legen großen Wert auf Entertainment, sie wünschen eine Band. Und es macht sich bemerkbar bei der Deko. Deutsche mögen es klassisch mit weiß und Kerzen. Amerikaner und Engländer sind etwas extravaganter und oftmals minimalistischer. Sie sehen die Blumendekoration oft als Kunstobjekt.“
Mit was für einem Budget muss man rechnen, wenn man mit Euch heiraten möchte?
Sandra Scheack: „Wir fangen ab 50.000 € an, das sind die Preise auf Mallorca. Das sind dann auch Hochzeiten, die man von uns auf Instagram kennt. Eine Location kostet hier zwischen 5.000 - 10.000 €, so etwa auch die Blumen, der Planer, der Trauredner, ein Duo Livegesang, ein DJ, Catering und Transfer. Man muss auch dazu sagen. Wir haben auch einen Caterer mit Michelin Stern. Einige machen daraus ein verlängertes Wochenende mit Get Together und feiern 2 - 3 Tage mit Poolparty und Hang over Brunch.“
Wie lange dauert die Planung einer Hochzeit auf Mallorca?
Vanessa Vinson: „Wir fangen gerne 2 - 1,5 Jahre vorher an, das liegt daran, dass es nur eine begrenzte Zahl Locations gibt. Bei deutschen Paaren sind zum Beispiel die Samstage im Juni sehr beliebt. Damit man hier dann eine breite Auswahl hat, ist es besser mit viel Vorlauf in die Planung zu gehen.“
Sandra Scheack: „Wir planen nicht 2 Jahre nonstop. Wichtig ist die Location und dann stellen wir das Team zusammen. Wir brauchen rund 3 Wochen für die Organisation des Teams.“
Was ist wichtig zu wissen, wenn deutsche Paare hier heiraten wollen?
Sandra Scheack: „Normalerweise wird in Deutschland standesamtlich geheiratet und wir machen hier die freie Trauung. Es geht auch eine kirchliche Hochzeit, wir haben hier eine Pfarrgemeinde, die evangelisch und katholisch traut. Und man muss die Temperaturen berechnen. Im Juni und September sind die besten Monate. Manche Paare weichen auf den Juli oder August aus, wenn schon alles ausgebucht ist. Dann bringen wir Schirme und Fächer mit und sorgen dafür, dass alles im Schatten stattfindet. Ein Thema hier ist die Lautstärkebegrenzung. Eigentlich darf man gar nicht draußen feiern. Wir gehen oft auf Event-Fincas, da darf man offiziell bis 24 Uhr draußen feiern. Ab 0 Uhr gehts nach drinnen und das ist auch nicht schlecht, weil Du dann mehr eine Clubathmosphäre herstellen kannst. Manche denken, sie buchen sich eine Finca auf Airbnb und feiern dort ihre Hochzeit. Das geht nicht gut. Davon nehmen wir Abstand. Wir arbeiten nur mit Lizensierten Veranstaltungsorten, weil die Polizei kommen und die Hochzeit auflösen kann.“
Welche Trends seht Ihr bei Hochzeiten?
Vanessa Vinson: „Hier geht es bei Fotos ins zeitlose mit klassischen, klaren Bildern. Der Focus auf der Hochzeit hat sich geändert. Die Party ist wichtiger geworden und ein DJ oder live-Musik muss dabei sein.“
Sandra Scheack: „Die Paare sehen einen Teller, wir sehen aber den ganzen Patio mit der Bestuhlung und Beleuchtung und ob das passt. Alle Hochzeiten sind wunderschön und es ist egal, ob Du das Budget für Blumen hast oder nicht, wir machen es schön. Es wird aber nicht mehr der Olivenzweig und Boho verlangt. Die Deko ist aufwendig geworden. Auch die Brautkleider sind sehr klassisch geworden, kaum noch Spitze oder Hippie, eher die klare und edle Linie und ein Wechselkleid für die Party.“
Vanessa Vinson: „Auch das Styling ist ganz klassisch. Boho gibt es nicht mehr.“
Es gab einige Demos auf Mallorca wegen zu vieler Touristen - was denkt Ihr wie es sich weiterentwickelt und was das für Eure Branche bedeutet?
Sandra Scheack: „Wir können uns beruflich nicht beschweren, wir haben mehr Anfragen als wir leisten können. Es ist ein Boom auf Mallorca zu heiraten. Es ist nur zwei Stunden entfernt, Du hast alle hier für 2 - 3 Tage, machst eine fette Sause, von den Kosten wird es sich zu Deutschland nicht unterscheiden, was Du hier bekommst für Dein Geld. Wir privat merken es schon, zu gewissen Zeiten fährst Du nicht auf die Autobahn und die Strände sind immer voll.“
Vanessa Vinson: „Mallorca lebt vom Tourismus, aber es geht mehr um die riesigen Hotelbunker, wo Touristen beispielsweise ständig duschen. Es braucht einen verantwortungsbewussteren Umgang mit allem.“
Euer Tipp für Paare, die auf Mallorca heiraten wollen?
Vanessa Vinson: „Sucht Euch einen Weddingplaner!“
Sandra Scheack: „Der Vorteil ist, wir sprechen die Sprache und der Planer organisiert alles und macht Vorschläge und stellt die Dienstleister-Teams zusammen. Unsere Teams sind teilweise Freunde und dementsprechend verlässlich. Es sollte im Budget auf alle Fälle ein Hochzeitsplaner eingeplant werden.“
Liebe Lovebirds vielen lieben Dank für das Gespräch!
Credits:
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Header: Light Drunk Photography
Bild 1: Victor Lax
Bild 2 und 3: Janine Dude, Beyond The Sea Photography