Der Brautmoment - was ist das eigentlich?
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Es wird immer von dem gewissen Brautmoment gesprochen. Meistens im Zusammenhang mit der Anprobe des Brautkleides und den Moment, wo sich bei der Braut die Augen mit Tränen füllen und sie überwältigt wird von ihren eigenen Emotionen. Solche Bilder kann man zuhauf in einschlägigen TV-Sendungen sehen, die Bräute beim Brautkleid Kauf begleiten in Deutschland und weltweit. Frauen, die dann beim Brautkleid Kauf nicht diesen Effekt haben, glauben dann oft, dass sie keine Gefühle haben, es nicht das richtige Brautkleid ist oder vielleicht sogar ein Zeichen, dass sie besser nicht heiraten sollen. Ich wollte es wissen: Gibt es überhaupt diesen einen Brautmoment? Oder ist auch ein Brautmoment genauso konditioniert, wie vieles in unserem Leben. Wie viele stellen sich die Hochzeit als den schönsten Tag im Leben vor und tun alles dafür, damit es so ist und wie groß muss die Enttäuschung sein, wenn sich das nicht einstellt?
Feldforschung
Ich habe einfach mal in meinem Umfeld „Feldforschung“ betrieben und mal nach gehorcht, wie die Brautmomente sich bei meinen Freundinnen und Kolleginnen gezeigt haben. Hier meine kleine Untersuchung. Meine Kollegin Irena ist gerade aus der Elternzeit zurück und hat vor über einem Jahr ihren Mann in Dänemark geheiratet. Die beiden sind aus Bulgarien und Irena wollte eine schnelle Lösung, um sich zu vermählen. Sie erzählt mir, dass sie schwanger war und nicht gerne im Mittelpunkt stünde. Also hat sie einfach einen Antrag in Dänemark gestellt und war ganz überrascht, als sie eine Woche später einen Termin beim dortigen Standesamt hatten. Irena: „Das ging so schnell. Wir sind zusammen mit dem Auto nach Dänemark gefahren. Ich hatte kein klassisches Brautkleid an. Wir wollten alles ein wenig cooler und so hatte ich meine Dock Martens und eine Lederjacke über einem Grunge Kleid an. Ich habe mich ein wenig anders geschminkt als sonst, aber das war alles.“ Bei ihrer Erzählung und der Erinnerung an ihre Hochzeit glänzen ihre Augen und als ich sie dann frage: „Was war Dein Brautmoment?“ Sagt Irena: „Der Kuss vor den fremden Trauzeugen und dem Standesbeamten. Wir küssen uns nie in der Öffentlichkeit. Das war ein ganz besonderer Moment.“ Eine andere Kollegin hat im nächsten Jahr ihre Silberhochzeit. Sie hat 2000 ihren Mann geheiratet und war auch schwanger. Auch Anita strahlt, als ich sie nach ihrem Brautmoment frage, und erinnert sich lachend: „Wir sind gemeinsam zur Kirche gefahren, das war mein Brautmoment.“ Sie sind im eigenen Auto vorgefahren. Eigentlich wollte Anita sogar selbst fahren, doch sie wollte den Bogen an dem Tag nicht überspannen, erzählt sie schelmisch. Für Anita stand bei ihrer Hochzeit das Wir im Mittelpunkt - sie und ihr Mann. Und so erzählt sie von einem weiteren besonderen Moment. Es gibt also mehr als nur einen Brautmoment. Anita erzählt: „Und dann sind wir mit dem Pfarrer zusammen in die katholische Kirche hier in Hochheim am Main eingezogen.“ Sie wollte sich nicht zum Altar bringen lassen oder dergleichen. Den Weg, den die beiden in ihrer Beziehung begonnen hatten, wollten sie jetzt in der Ehe Hand in Hand weiter gehen. So unterschiedlich können die Momente und auch Hochzeiten sein.
Besondere Momente
Auch meine Tai-Chi Freundin Martina erzählte von ihrem ganz eigenen Brautmoment. Sie hat im Mai in der Nerobahn auf dem Weg zur Bergspitze in Wiesbaden standesamtlich geheiratet und einen Monat später ökumenisch in einer kleinen Kirche in der hessischen Landeshauptstadt. Bei ihrer Hochzeit war alles perfekt: das Brautkleid, der Bräutigam in feinstem Zwirn, die Locations, die Papeterie, die Ringe, das Essen, die Gäste, die Hochzeitsspiele, die Deko, die Flitterwochen, ach einfach alles. Und der Moment? Ganz wehmütig erzählt sie mir: „Das Fotoshooting auf dem Neroberg war für mich der Brautmoment. Wir waren allein, der Stress fiel ab, weil alles gut geklappt hatte und ich war einfach überglücklich.“ Von dort aus ging es dann zum Essen. Auf dem Weg mit dem Auto durch die Stadt erlebte Martina etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. „So viele Menschen haben gehupt, gewunken und gratuliert. Von manchen, wie sie aussahen, hätte ich das nicht gedacht und das war ganz besonders, gefeiert zu werden von Wildfremden.“ Eine andere Freundin, die zum zweiten Mal verheiratet ist, beschrieb mir auch gleich zwei Brautmomente von ihrer letzten Hochzeit. Sie hatte dem Aberglaube zum Trotz den Hochzeitstermin auf einen Freitag den 13. gelegt. Uta erzählt auch freudestrahlend: „Wir hatten uns an einem 13. kennengelernt und wollten dem Ganzen noch eine Schippe drauf legen mit dem Freitag den 13. - wir waren auch nur zwei Paare im Standesamt an diesem Tag.“ Uta hatte schon einen Sohn Ben und der war natürlich dabei. Ihr erster Brautmoment: „Wir sind alle 3 zusammen im Auto zum Standesamt gefahren und haben geparkt. Und dann sind wir Hand in Hand mit Ben neben mir rein gegangen - das war für mich das pure Glück.“ Sie hatten standesamtlich geheiratet und nach der Trauung gab es ein großes Fest in einem Ritterhof in Neuss. Als sie dann allen Freunden damals auf der Hochzeit noch einmal ihre Kennenlerngeschichte erzählte, hatte Uta ihren zweiten Brautmoment. Ihr heutiger Mann, der in der Nachbarschaft wohnte, kam ihr wie ein reicher Schnösel vor, dem war nicht so. Sie sagte zu sich selbst: „Uta, der ist nix für Dich!“ Von wegen, in dem Moment wurde ihr klar, dass sie ihn geheiratet hat und nun seine Braut war - der zweite Brautmoment, sie war überglücklich.
Brautmoment = Glücksmoment
Eine Braut kennt Ihr schon Antonela. Sie hatte im Sommer letzten Jahres Ihre Hochzeit ganz groß gefeiert. 300 Gäste waren bei ihrer kroatischen Hochzeit dabei, als sie ihrem Mann in der Kirche das Ja-Wort gab. „Antonela was war Dein Brautmoment?“ Antonela: „Als ich nach der kirchlichen Trauung aus der Kirche rausgelaufen kam, mit dem Ehering an der Hand, alle in Front der Kirche applaudiert haben und wir uns unseren ersten Kuss gaben als „offizielles Brautpaar“. Das war traumhaft schön und definitiv ein Gänsehaut Moment!“ So ihr Brautmoment. Meiner Großcousine Viktoria wurde letzten Herbst der Heiratsantrag in Paris gemacht. Ich habe darüber auch hier im Blog berichtet. Jetzt ist sie in der Planung der Hochzeit und auf Brautkleid Suche. Von Brautmoment noch keine Spur. Ende Mai nächsten Jahres wird in Schottland geheiratet. Sie ist gespannt, wann sie ihren Brautmoment hat oder auch weitere besondere Glücksmomente.
Nach all den Gesprächen ist klar: Es gibt den Brautmoment. Aber jede Braut ist anders und dadurch ist auch jeder Brautmoment verschieden. Eines haben aber alle Brautmomente gemeinsam: sie sind “magisch” und berühren uns jedes Mal auch noch nach Jahren.