Entdeckt - katholische Kirche wirbt auf Hochzeitmesse für Trauungen

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Beim Schlendern über die Düsseldorfer Hochzeitsmesse „Trau Dich“ fällt mir ein Messestand mit einer Kirchensilhouette auf. Ein Mann im weißen Talar gibt mir einen Flyer und wirbt für die Valentinswochen. Mein erster Gedanke: Das ist ein Spaß! Doch der Pater ist echt. Pater Thomas ist Dominikaner und lebt im Kloster in der Düsseldorfer Altstadt. Die Dominikaner betreuen die Kirche St. Andreas und trauen dort Brautpaare aus Düsseldorf.

Pater Thomas, seit wann sind Sie Pater?

Pater Thomas: „Nach meinem Abitur und Zivildienst bin ich 1997 in den Dominikanerorden eingetreten. Ich habe 1999 meine Profess - Gelübde - abgelegt und wurde 2005 zum Priester geweiht. Pater wird man erst nach der Priesterweihe genannt. Vorher trägt man den Titel Frater - Bruder.“

Warum waren Sie in Düsseldorf auf der „Trau Dich“ Messe?

Pater Thomas: „Seit vielen Jahren haben die evangelische Kirche Düsseldorfs und das katholische Stadtdekanat zusammen einen Stand auf der "Trau Dich“. Seitdem ich in Düsseldorf lebe und arbeite, bin ich bei uns in der Andreaskirche für die Nacht der Liebenden zum Valentinstag verantwortlich. In diesem Rahmen findet auch immer ein Segnungsgottesdienst für Paare statt. Aus diesem Grund haben mich die Verantwortlichen gebeten auch am Stand auf der "Trau Dich" dabei zu sein. Uns als Kirche ist es wichtig, auch an solchen Orten präsent zu sein, schließlich gibt es ja auch Paare, die kirchlich heiraten möchten. Diesen Paaren möchten wir die Möglichkeit geben, unabhängig von der Traukirche Fragen zu beantworten.“

Sie hatten einen Messestand mit der evangelischen Kirche zusammen, warum?

Pater Thomas: „Uns eint der christliche Glaube und in beiden Kirchen kann kirchlich geheiratet werden. Seit vielen Jahren pflegen wir auf vielen Ebenen eine gute Zusammenarbeit.“

Muss die Kirche heute auf Messen für sich werben?

Pater Thomas: „Ich weiß nicht, ob ich es werben nennen würde. Wir zeigen Präsenz und bieten ein Gesprächs- und Beratungsangebot, auch ohne etwas "verkaufen" zu wollen.“

Warum sollen Menschen heute kirchlich heiraten?

Pater Thomas: „Ich finde die Frage falsch formuliert. Ich würde nicht von "sollen" sprechen. Vielen Paaren ist gerade der Segen Gottes im Rahmen einer kirchlichen Trauung wichtig. Etwas, was eine freie Trauung so nicht bieten kann. Auch wenn nicht alle Paare fest verwurzelt sind in der Kirche, ist ihnen doch der innere Wunsch nach einem "Segen von oben", nach einem Segen durch eine höhere Macht wichtig. Auch wenn es nicht alle wie wir Christen direkt Gott nennen würden.“

Was ist der Unterschied zwischen einer evangelischen und katholischen Trauung?

Pater Thomas: „In der katholischen Kirche ist die Trauung eines von 7 Sakramenten. In der evangelischen Kirche ist die Trauung kein Sakrament. Daraus ergeben sich mehrere Konsequenzen. Dadurch, dass die Trauung bei uns ein Sakrament ist, ist sie an bestimmte liturgische Formen gebunden, wie dem Vermählungsspruch und die Gültigkeit. Hinzukommt, dass man nach katholischem Verständnis nur einmal heiraten kann.“

Was ist bei einer kirchlichen Hochzeit anders als bei Freien Trauungen?

Pater Thomas: „Da würde ich erst einmal sagen, dass wir Kirchen mit unseren Kirchengebäuden häufig eine sehr schöne Hochzeitlocation bieten können, eingebettet in einen schönen Rahmen. Wir Kirchen haben durch eine fast 2000-jährige Liturgie viele Formen und Bräuche in eine schöne Form gebracht.“

Werden Sie auch außerhalb der Kirche als freier Trauredner gebucht?

Pater Thomas: „Von Kollegen habe ich schon davon gehört, aber alle Paare, mit denen ich bisher zu tun hatte, war und ist das "kirchliche Setting" und der Segen Gottes sehr wichtig.“

Welchen Tipp haben Sie für Brautpaare?

Pater Thomas: „Ich empfehle allen Brautpaaren sich frühzeitig nicht nur um die Feierlokalität zu kümmern, sondern gleichzeitig auch schon Kontakt zu der Kirche aufzunehmen, in der sie heiraten möchten. Bestimmte Termine sind besonders begehrt und deswegen kann es vorkommen, dass die Kirche schon mit einer anderen Trauung oder aber der Pfarrer bereits an einer anderen Kirche seiner Gemeinde einen Gottesdiensttermin hat.“

Lieber Pater Thomas, vielen lieben Dank für das Gespräch.